Wort zur Woche vom 22.03.2013 – „Die zweite Pubertät“ oder „Vom Zauber der Lebensmitte“
„Die zweite Pubertät“ oder „Vom Zauber der Lebensmitte“
Bei einem Workshop für Frauen in der Lebensmitte auf Einladung des katholischen Bildungswerks St. Ulrich/Empfingen in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde trafen sich am vergangenen Samstag zwölf Frauen im ev. Gemeindehaus. Sie bekamen nicht nur Informationen über die körperlichen Veränderungen, lernten Möglichkeiten des aktiven Umgangs mit Begleitsymptomen, erfuhren über seelische Botschaften und ihre Bedeutung und nahmen an Entspannungsübungen teil.
Unter der professionellen und einfühlsamen Leitung von Felicitas Stockinger (Foto), Krankenschwester aus Nesselried und in der Mädchen- und Frauenarbeit tätig, verbrachten wir einen lehrreichen, entspannten und für die Zukunft sehr hilfreichen Tag, der uns auch die Kraft, die wir Frauen in der Lebensmitte haben, nochmals deutlich spüren ließ. Ein herzliches Dankeschön an Felicitas Stockinger auf diesem Weg, auch im Namen aller Teilnehmerinnen, und, hoffentlich, bis zum nächsten Mal.
Nachfolgend Auszüge aus dem Buch „Im Haus des Mondes: Wege zu Selbstheilung und Weisheit im Leben einer Frau“ von Jason Elias und Katherine Ketcham, welche ganz gut einige Aussagen des Seminars beschreiben:
Die Samen der Kreativität, die im Frühjahr und Frühsommer des Lebens einer Frau in solcher Fülle aufsprießen, ruhen oft im Verborgenen, wenn sie sich der Familie widmet. Während jener Übergangsphase, die als Menopause bezeichnet wird, wenden Frauen ihre Aufmerksamkeit instinktiv wieder jenen vernachlässigten Samenkörnern zu. Sie versuchen, jenes einzigartige Individuum wieder zu entdecken, das sie waren, bevor Sexualität und Fruchtbarkeit ihr Leben zu beherrschen begannen. Wenn man die Menopause neu als Chance begreifen kann, sein „wirkliches“ Selbst zu entdecken und neu zu erschaffen, den „leidenschaftlichen, idealistischen, energischen jungen Menschen, der man vor der Menarche war, dann können wir auch die Tiefen und das Potential dieser bemerkenswerten Metamorphose verstehen.
Das mittlere Lebensalter ist eine Zeit, in der man Schalen abwirft: die Schale des Ehrgeizes, die Schale materiellen Besitzes, die Schale des Ego. Vielleicht sollte man in dieser Lebensphase Hüllen abwerfen, wie man sie im Strandleben abwirft: seinen Stolz, seinen falschen Ehrgeiz, seine Maske, seine Rüstung. Hatte man die Rüstung nicht angelegt, um sich in einer Welt der Rivalitäten zu schützen? Aber wenn man sich keiner Rivalität aussetzt, braucht man sie dann noch? Vielleicht kann man wenigstens im mittleren Lebensalter, wenn schon nicht früher, ganz man selbst sein. Welch eine Befreiung wäre dies!
Anke Reich